Warum dein nächstes Projekt immer dein bestes Projekt ist …
Erfolgreich abgeschlossene Aufträge sind ein wunderbares Thema, um darüber auf dem Blog zu berichten. Die Botschaft an die Leser ist dabei auch immer eine an die potentiellen nächsten Kunden: Guck mal! Das ist gut geworden – und ich war dabei!
So weit, so nachvollziehbar.
Ich habe mir für diesen Blogbeitrag einen etwas anderen Ansatz überlegt. Ich schreibe nichts darüber, wie es sich anfühlt, eine Sache fertig zu haben. Ich schreibe darüber, wie es sich anfühlt, von Anfang an dabei zu sein. Bevor ich wissen kann, ob das Projekt um das es geht, jemals ein Erfolg wird.
Als Texterin und Konzeptionerin kann ich mich rein theoretisch in allen Phasen eines Projekts, von der ersten Grundidee meiner Auftraggeber bis zur praktischen Umsetzung und dauerhaften Verbreitung der Ergebnisse aktiv einbringen. Das macht die Arbeit für mich besonders vielseitig und spannend.
Aus diesem Grund habe ich in meinem Portfolio auch Projekte aufgeführt, die noch in der Entwicklungsphase sind.
Unorthodox? Vielleicht. Immerhin könnte es natürlich auch sein, dass ein solches Projekt scheitert und dann würde ich vielleicht darauf angesprochen …
Dazu kann ich nur zwei Dinge sagen:
Zum einen geht es mir an dieser Stelle darum, den kreativen Prozess in den Mittelpunkt zu stellen. Ideen zu entwickeln ist ein wichtiger Teil meiner Arbeit – ich liefere nicht nur Ergebnisse.
Zum anderen glaube ich natürlich selber felsenfest an die aufgeführten Projekte und ihren Erfolg in der Zukunft – sonst wäre ich nicht dabei! ;-)
In diesem Sinne soll der heutige Blogbeitrag vor allem eines deutlich machen: Kreative aller Bereiche lieben abwechslungsreiche und spannende Aufträge. Und die spannendsten Aufträge sind eben oft die, bei denen die eigentliche Arbeit noch gar nicht begonnen hat …
Alles auf Anfang …
Wenn noch alles auf Anfang steht. Wenn das Projekt noch nicht viel mehr als eine Idee ist, ein „stell dir mal vor, dass …“ und ein „das könnte doch, wenn wir …“ – dann steckt in solchen verheißungsvollen Halbsätzen die ganze Offenheit und Gestaltungsfreiheit, die für frühe Phasen einer Projektentwicklung typisch ist.
Mit dem ersten Scribbling vor Augen und dem ersten Brainstorming im Kopf wird dann manch kleiner, interessanter Einfall plötzlich zur großen Idee. Zeit und Elan warten nur darauf, genau da hinein investiert zu werden. So vieles scheint möglich – und ist es möglicherweise auch …
Sicher ist: Das bleibt nicht so.
Das Projekt entwickelt sich. Es wird konkreter. Die Aufgaben werden klarer aber eben mitunter auch starrer (Interessant finde ich doch immer wieder, dass in unserem Ausdruck „konkret“ auch das englische Wort für Beton steckt … schon mal darüber nachgedacht?)
Richtungsentscheidungen werden getroffen und damit immer wieder auch Türen geschlossen, die am Anfang vielleicht noch weit offen standen und das Projekt in eine ganz andere Richtung hätten führen können. Manch kreativer Einfall der ersten Tage erweist sich in der praktischen Umsetzbarkeit als echter Rohrkrepierer und muss dann eben doch neugedacht, umgestaltet und ganz anders angewendet werden.
Und ganz gleich ob es um eine Ladeneröffnung oder eine Webseite geht, um ein Tanzstudio oder ein Bauprojekt, um Kunst, Kunsthandwerk oder Dienstleistungen – letzten Endes dauert es doch immer viel länger als ursprünglich geplant, bis ein Projekt tatsächlich „konkret“ wird. Denn auch das schönste Konzept ist eben nicht „in Stein gemeißelt“, schon gar nicht am Anfang. Das Umdenken, Verschieben und Neu-Positionieren, das jede Projektentwicklung phasenweise auch mühsam erscheinen lässt, gehört selbstverständlich zur Umsetzung einer wirklich guten Idee dazu.
Es beginnt mit … einer Idee
Woran aber merke ich, ob die Idee, die hinter einem Projekt steht, wirklich so gut ist? Ein wichtiges Indiz dafür: Eine wirklich gute Idee zeichnet sich dadurch aus, dass sie durch alle Veränderungen und Verwerfungen hindurch, die einen kreativen Entwicklungsprozess kennzeichnen, immer erkennbar bleibt. Sie ist von Anfang an da und wenn am Ende ein Ergebnis steht, dann hat es sich um diese Idee herum und aus ihr heraus entwickelt.
Dann sagen zu können: Ich war dabei. Habe die Idee mitgestaltet, ihr geholfen, Form anzunehmen – das ist ein großartiges Gefühl und durch nichts zu ersetzen. Dafür liebe ich meine Arbeit als Kreative.
Übrigens: Ich habe mir angewöhnt, erste Scribblings und Brainstorming-Notizen aus den Projekten, an denen ich arbeite, grundsätzlich aufzubewahren.
(Getreu der Faustregel: „Nicht wegwerfen! Wird wertvoll!“ ;-) )
Auch oder sogar gerade, wenn davon letztlich nicht allzu viel in die praktische Umsetzung eingeflossen sein sollte – diese Aufzeichnungen sind nicht nur unter nostalgischen Aspekten interessant („Waas? So sah euer erster Entwurf aus?!“), sondern sie können auch eine wertvolle Orientierungshilfe sein, wenn einem im Klein-Klein der laufenden Projektarbeit mal wieder der Blick für die ursprüngliche Idee hinter allem abhanden zu kommen droht.
Denn das passiert leicht. Insbesondere dann, wenn es eben eigentlich schon längst „konkret“ geworden ist und man sich gerade mehr oder weniger stur an einem Punkt abarbeitet, der vielleicht wenig kreativ aber nun mal für eine erfolgreiche Umsetzung zwingend erforderlich ist.
Dann hilft es, sich daran zu erinnern, wie die ganze Sache mal angefangen hat: mit kunterbunten Gedanken und einer Idee mit Wow-Effekt. Einem überzeugten „Das machen wir! Darauf hat die Welt gewartet!“
Möglicherweise hat sie das gar nicht, aber es hilft sehr, daran zu glauben. Nur dann gelingt es nämlich irgendwann auch Andere, die bei der Projektentwicklung gar nicht dabei gewesen sind und eines Tages nur die Ergebnisse präsentiert bekommen, von der Idee zu überzeugen …
Und das, liebe Projektentwickler und Ideengeber, wäre doch eine feine Sache, oder?