Warum Netzwerken für mich das Thema des letzten Jahres war –
und auch 2016 bleiben wird
Ein paar Sätze über Vorsätze, warum mein persönliches Top-Thema 2015 auch im neuen Jahr bestimmend sein wird – und warum das dann doch irgendwie alle was angeht
Ein neues Jahr beginnt. Und kaum hat sich der Silvesterdunst verzogen, sind die letzen Weihnachtsplätzchen aufgegessen und die letzten Geschenke umgetauscht, wartet auch schon wieder der (Arbeits)Alltag und unterscheidet sich seltsamerweise erstmal in nichts von dem, was wir mit dem vergangenen Jahr zurückgelassen haben … Aber wir wollen, dass sich das neue Jahr unterscheidet. Wollen Dinge anders, besser, schöner machen – und da sind sie wieder, altvertraut und doch immer wieder aus den Augen verloren: die guten Vorsätze.
Irgendwas war letztes Jahr. Irgendwas kam uns dazwischen und die Dinge sind einfach nicht so gelaufen, wie wir uns das in den ersten Januartagen 2015 gedacht haben. Aber diesmal, 2016, wird wirklich alles angepackt und umgesetzt. Diesmal lassen wir uns nicht davon abbringen …
Tja, dass zahllose gute Vorsätze ungefähr die Langlebigkeit einer Silvesterrakete oder unserer Weihnachtsplätzchen haben, könnte damit zusammenhängen, dass alle Jahre doch in gewisser Weise gleich sind: Sobald sie begonnen haben, sind sie einfach verflixt real. Und die Dinge, die passieren, spielen sich eben nicht im luftleeren Raum der Prognosen und Hypothesen aus den letzten Tagen des alten Jahres ab. Es kommt immer etwas dazwischen, egal worum es geht. Es läuft grundsätzlich nicht ein ganzes Jahr lang so, wie wir uns das in den ersten Januartagen zurecht überlegt haben. Schon gar nicht alles. Alles ist eben immer ein bisschen zu viel, um etwas damit anfangen zu können. Es steckt, wie so häufig, schon in der Formulierung selbst drin: Um etwas anfangen zu können (und wenn’s auch erstmal einfach nur das Jahr selbst ist) braucht es ein gewisses Maß an Überblick.
Es empfiehlt sich also, den eigenen Anspruch auf etwas zu beschränken, was auch in kleineren Schritten und mit Etappenzielen erreicht werden kann.
Aus diesen Überlegungen heraus habe ich mich dann auch entschieden, meine Energie 2016 weder auf das Erlangen der Weltherrschaft noch auf die Gründung der ultimativen Google-Konkurrenz (Mist, das ist ja jetzt doch irgendwie wieder das Gleiche) zu konzentrieren, sondern einfach weiterhin gute Texte zu schreiben und spannende Konzepte zu entwickeln …
Scherzmodus aus – denn natürlich gibt es darüberhinaus noch etwas anderes, mit dem ich mich befassen möchte. Ein Thema, dass für mich im vergangenen Jahr tatsächlich eine große Rolle gespielt hat beim Vorwärtskommen. Und für viele andere, gerade im kreativen Bereich, ebenso. Ein Thema, das 2015 ganz bestimmt nicht neu war und auch 2016 garantiert nichts von seiner Gültigkeit verlieren wird. Die Rede ist vom Netzwerken.
Netzwerke – (mehr als) nur ein Hype?
An dieser Stelle muss ich zur Ehrenrettung aller guten Vorsätze dann doch erwähnen, dass ich vor genau einem Jahr mit dem brennenden Wunsch in den Januar gestartet bin, meine Fähigkeiten im Netzwerken deutlich zu verbessern.
Diese ominöse Tätigkeit, die dazu führt, dass ich – wenn ich mich geschickt dabei anstelle – irgendwann ganz viele Leute kenne, die jemanden kennen und die ich mal fragen kann, wenn … Die unumgänglich ist, um neue Kunden zu gewinnen, auf die ich selber nie gekommen wäre. Um Projekte stemmen zu können, für die es mehr braucht als die eigenen Fähigkeiten. Um als seriös und professionell wahrgenommen zu werden. Um selber voranzukommen, zum Dazulernen und Weiterentwickeln. Und manchmal auch nur, um zu merken, dass ich nicht alleine bin.
Denn ein Satz begegnete mir damals bei jeder Gelegenheit und erinnerte mich mit grausamer Härte an das, was mir zunächst noch fehlte. Solange, bis ich buchstäblich meinte zu hören, wie die Spatzen diesen Satz von allen Dächern Hamburgs pfiffen: “Du brauchst ein Netzwerk!”
Netzwerk – das war doch wieder so ein Trend-Thema für hippe Digital Natives und andere Erfindungen des frühen 21. Jahrhunderts, dachte ich mir. So ein Hype, von dem erst alle glauben sollen, es geht nicht ohne und dann geht’s doch irgendwie …
Aber, Moment mal – das war ja genau der springende Punkt: Von ”Irgendwie” hatte ich nämlich gerade endgültig genug! Ich wollte in meiner neuen selbstständigen Freiheit möglichst alles richtig und bestimmt nichts “irgendwie” machen. Also schon mal auf keinen Fall im sprichwörtlichen “selbst- und-ständig”-Modus alleine vor mich hinwursteln. Wie ich schnell herausfand, ging das aber tatsächlich nicht ohne Netzwerk.
Aber wo kriegt man so ein Netzwerk her, wenn man eins braucht?
Da gibt es zum einen immer wieder Menschen, die scheinen irgendwie von Natur aus gut vernetzt zu sein. Schnell einen ehemaligen Arbeitskollegen und eine alte Schulfreundin rekrutiert, dazu die drei Kommilitonen, die damals dieses Start-Up gegründet hatten (inzwischen pleite und deshalb eigentlich heillos zerstritten, aber immer noch total tolle Ideen im Kopf!) und dann noch ein paar völlig unbekannte aber dafür kreativ aussehende Leute auf der WG-Party der Schulfreundin angesprochen – und schon läuft die Sache.
Und dann gibt es Menschen, die sowas normalerweise nicht können.
In letztere Kategorie hatte ich mich selbst meistens verortet.
Wie bringt man sich nun aber das mit dem Netzwerken bei?
Die Antwort, die mir im Rückblick auf das vergangene Jahr heute dazu einfällt, ist so verboten einfach, dass ich mich vor zwölf Monaten glatt geweigert hätte, so etwas hinzuschreiben: Einfach machen! :-)
Freelancer aller Arten vereinigt euch!
Die gute Nachricht für alle notorischen Networking-Muffel: Man muss oft gar nicht bei A anfangen, um sich ein Netzwerk aufzubauen. Es gibt jede Menge schon existierende Gruppen (meist irgendwann ins Leben gerufen von Leuten, die eher der obengenannten ersten Kategorie zuzuordnen sind ;-) !) und die meisten davon sind keine Geheimbünde. Man trifft dort auf Menschen, mit denen man reden kann. Und – Überraschung – die freuen sich sogar darüber, mit neuen Leuten zu reden!
Vor einem Jahr war das für mich tatsächlich eine überraschende Erkenntnis. Damals hatte ich hier in Hamburg gerade erste Kontakte geknüpft zu der Coworking Community DECKEINS , einem lockeren Zusammenschluss von selbständigen Kreativen jeder Coleur, die sich bundesweit vorwiegend online vernetzen und immer wieder an gemeinsamen Projekten arbeiten. Kurz gesagt: ein ziemlich bunter Haufen! :-)
Was hatte ich zuvor nicht alles gehört, gelesen und mancherorts auch gelernt über Konkurrenzdruck, hart umkämpfte Marktsegmente und wie schwer es sei, als Freelancer Fuß zu fassen. Einzelkämpfer sei man, wenn man sich selbstständig macht. Sozusagen ein einsamer Reiter in der Prärie. Klang manchmal fast, als wäre Selbstständigkeit so eine Art Fluch. Komisch nur, dass es dann Leute gibt, die sich freiwillig auf so etwas einlassen, dachte ich bei mir.
Und dann wurde mir auch langsam klar, warum die Geschichte mit dem Netzwerk tatsächlich so wichtig ist …
Durch die Deckeinser habe ich gelernt: Netzwerke sind nicht dafür da, damit verschrobene Einzelkämpfertypen sich untereinander messen können, wer sich am besten einzeln durchkämpft. Sie sind ganz im Gegenteil dafür da, um die vermeintlichen Einzelkämpfer aus ihrer Vereinzelung zu holen. Und dabei geht es nicht nur um Unterstützung bei der Kundenakquise. Alles, was die Selbstständigkeit an echten Herausforderungen und möglichen Schattenseiten mit sich bringt, wird – zumindest oft – durch die Unterstützung aus der Gruppe abgefedert.
Die mitunter unüberschaubar vielfältig scheinenden Aufgaben, mit denen sich jeder Kreativ-Freelancer auseinandersetzen muss – von A wie Aktenführung bis Z wie Zeitmanagement – lassen sich ungleich besser bewältigen, wenn da Leute sind, mit denen man sich austauschen kann. Leute, denen es genauso geht. Mit den gleichen Themen auf der Agenda und den gleichen Aufgaben auf dem Tisch. Die vielleicht einen hilfreichen Tipp zur Selbstorganisation haben. Praktische Tools kennen, die gerade von irgendeinem Start-Up entwickelt wurden (womöglich sogar von ihrem eigenen?). Oder die einfach wissen, wie sich das anfühlt, was man da jetzt macht, jeden Tag, als freie Kreative. Ganz egal, ob sie selber schreiben, zeichnen, fotografieren, programmieren, Apps entwickeln oder Firmen beraten.
Gebündelt mit all ihren Fertigkeiten, ihren Erfahrungen, Ideen, Charakteren und – natürlich auch – ihren jeweiligen Kunden bilden die vernetzten Freelancer dann quasi durch die Hintertür doch wieder eine vollwertige Kreativagentur. Und, wenn gewollt, können so auch gemeinsam Projekte verwirklicht werden, die für einen allein nicht vorstellbar gewesen wären. Von wegen Einzelkämpfer!
Netzwerke machen stark
Ja, Netzwerke sind auch dafür da, um Halt zu geben. Aus Netzwerken heraus entstehen nicht nur neue Kundenbeziehungen, sondern mitunter auch neue Freundschaften. Denn man lernt sich kennen in der Gruppe, entwickelt Sympathien und fängt unweigerlich an, sich auch über persönliche Themen auszutauschen.
Leben und Arbeit gehen in der Welt der Selbständigen ohnehin oft ineinander über. Es gibt halt keinen “Dienst nach Vorschrift” für Freelancer und wer – wie ich – zudem von zu Hause aus arbeitet, kann am Ende eines Tages auch kaum “die Arbeit im Büro lassen”. So what! Es gibt andere Wege, sich Freiräume zu verschaffen. Auch da kann der Kontakt mit Gleichgesinnten im Netzwerk sehr hilfreich sein.
2015 war das Jahr, das aus mir einen Networking-Fan gemacht hat. Über die Deckeins-Community habe ich viele großartige und bereichernde Menschen kennegelernt, eine Reihe von Aufträgen an Land gezogen und durch verschiedenste Netzwerktreffen, gemeinsame Veranstaltungen und mein eigenes Engagement für die Gruppe sogar noch mal ganz neue Seiten von mir kennengelernt. Auf meine Arbeit als Texterin und Konzeptionerin hat sich das alles sehr positiv ausgewirkt. Wie heißt es noch so schön? Wie du in den Wald hineinrufst … genau! :-)
Wenn ich einen Vorsatz für 2016 habe, dann ist es der, in Sachen Netzwerken dieses Jahr auf alle Fälle am Ball zu bleiben. Und einfach an das anzuknüpfen, was letztes Jahr schon so prima funktioniert hat. Kann klappen.
Ich freue mich auf 2016!