Aus der Reihe:
Evergreen Tipps für kreatives Arbeiten –
nicht nur für Texter
Kennt ihr das auch, liebe Texter-Kollegen? Da sitzt man mal wieder am Schreibtisch, zu Hause oder im Coworking Space; ein neuer Auftrag wartet – und keine Inspiration weit und breit. Dabei ist die doch so essentiell, um gute Texte schreiben zu können! Doch woher nehmen im tristen Arbeitsalltag? Wie neues schaffen, wenn um einen herum doch alles beim alten ist? Die Antwort: Weg vom Schreibtisch und neue Impulse von außen heranlassen! Einfach mal auf Reisen gehen.
Klingt gut, aber geht grade nicht?
Pfingstwochenende vorbei? Keine Zeit? Kein Geld?
Egal, die Sache ist nämlich eigentlich ganz einfach…
Dass Reisen bildet, ist ein alter Sommerhut. Und dass Bildung zu Hause anfängt ebenfalls ;-) Was läge also näher, als sich vor der eigenen Haustür auf Safari zu begeben … ?
Wie das aussehen kann, warum das so guttut – und was eure Kunden davon haben, das erfahrt ihr nun im langersehnten zweiten Teil meiner Lieblingstipps für Kreativ-Freelancer …
Was Kreative von Touristen lernen können
Hand aufs Herz, liebe Hamburger und sonstigen Großstädter: Wann seid ihr das letzte Mal wie ein Tourist durch euren urbanen Heimathafen gelaufen? Tourist?? Das sind doch diese nervigen Leute, die, vornehmlich ab dem späten Frühjahr, die Innenstadt mit ihren Sightseeing-Selfies zukleistern, alle Cafés belagern und den Kiez vollends zur No-Go-Area für Einheimische machen? Sicher, da gibt es auch noch die sog. “Individualtouristen” – die interessieren sich mehr für Kultur, mieten sich Fahrräder und ziehen mit der Kamera durch die zuvor im Internet erkundeten “echt alternativen” Szene-Viertel der Stadt … Auch nicht viel besser also! Was könnte ein alteingessesener Stadtbewohner wohl von Touristen lernen… ?
Tatsächlich etwas sehr Wertvolles für Kreative: Neugier.
Und einen Blick von außen, der eben immer auch ein bisschen “außen vor” bleibt, das Gesehene “auf der Durchreise” nie ganz erfassen kann. So bekommen Dinge und Orte etwas Besonderes, das für Menschen, die jeden Tag daran vorbeilaufen zumeist längst nicht mehr spürbar ist.
Also, liebe kreative Stadtmenschen: Schnappt euch ‘nen Rucksack und eure Kamera, mietet euch ein Fahrrad (damit das Feeling stimmt ;-) ) und werdet Individualtourist im eigenen Viertel. Es lohnt sich garantiert!
Du wirst staunen …
wie Altvertrautes plötzlich neu aussieht
Im Urlaub haben wir das alle schon erlebt: diese Faszination, die fremde Orte ausüben können. Da ist man nun “vor Ort”, zum ersten, womöglich auch einzigen Mal im Leben und versucht innerhalb kürzester Zeit, alles um sich herum zu erfassen. Den Anblick, den Klang, den Geruch des Neuen. Um es festzuhalten, irgendwie, auf Video vielleicht, auf Fotos, ganz bestimmt aber im Kopf. Um sich erinnern zu können, etwas aufbewahrt zu halten von dem Erlebnis, hier zu sein…
Und jetzt stell Dir vor, Du stehst um die Ecke in Deiner Straße und machst genau dasselbe.
Du guckst auf die Häuserfassaden und die Bäume im Park, als ob Du sie gerade zum ersten Mal siehst. Als ob sie etwas Besonderes wären, ein echter Touristenmagnet eben.
Mach ein Foto von diesem Licht auf dem Dachvorsprung um drei Uhr nachmittags. Filme die Enten auf dem Teich. Stell Dich zehn Minuten lang hin und nimm die Geräusche Deiner Stadt auf.
Es passiert etwas dabei. Etwas sehr interessantes.
Die ganz banalen kleinen Dinge rundherum werden besonders. Sie bekommen eine ganz neue Wirkung.
Oder vielleicht haben sie diese Wirkung auch die ganze Zeit gehabt und Du hast es nicht gemerkt? Weil alles so alltäglich war, so ganz und gar wie immer?
Im sprichwörtlichen Alltagstrott werden die vertrauten Dinge eben nicht als bemerkenswert wahrgenommen. Aus diesem Alltagstrott heraus etwas Neues, auffallend anderes zu kreieren – sprich: als Kreative eine guten Job zu machen – ist tatsächlich alles andere als leicht. Denn Vertrautes ist nun einmal vorhersehbar und definitiv unauffällig. Der kleine Trick mit dem neuen Blick auf alte Dinge kann da sehr hilfreich sein.
Probiere es aus! Deine Kunden werden es Dir danken – auch wenn sie nie erfahren, wann und wo Dir die zündende Idee über den Weg gelaufen ist. Zum Beispiel beim Spaziergang durch Dein Viertel …
Auf die Betrachtungsweise kommt es an
Und wem das mit dem “Entdeckerblick” nicht auf Anhieb gelingt (es ist nämlich gar nicht so einfach, eine vertraute Umgebung tatsächlich mit neuen Augen zu betrachten), hilft vielleicht diese Methode: Stell Dir vor, Du hättest den Kundenauftrag, das Mietshaus, in dem Du wohnst, wie ein Traumhotel anzupreisen. Oder meinetwegen auch wie ein Museum, vielleicht das Geburtshaus eines berühmten Künstlers? ;-)
Schildere die kleine Grünfläche zwischen den Häusern als undurchdringlichen Dschungel ( klappt am besten, wenn man sich dazu mal kurz auf den Rasen legt und die Grashalme aus der Nähe anschaut). Dreh ein Video im Imbiss um die Ecke und erkläre den darin zum Kultladen (Mist, der NDR war schneller … ;-) ) Nichts ist so banal, als dass es nicht für irgendwen, aus irgendeinem Blickwinkel etwas besonderes sein könnte. Entscheidend ist der Perspektivwechsel. Und den gilt es zu wagen.
Leg los! Deine Stadt wartet darauf, von Dir (neu) entdeckt zu werden!
tl;dr = Zu lang zum Lesen? Hier kommt die Zfsg :
Dinge neu zu denken und dabei doch mit vertrauten Zutaten zu hantieren, gehört zu den entscheidenden Aufgaben in jedem kreativen Arbeitsprozess. Im alltäglichen Einerlei fällt es uns oft schwer, auf diese Weise kreativ zu sein. Im Urlaub, in einer fremden Stadt, gelingt es uns hingegen oft ganz selbstverständlich, das Besondere in allem um uns herum zu entdecken.
Wenn wir also, befreit vom Alltagblick, das eigene Umfeld mit den Augen eines interessierten Touristen betrachten, wird allerhand zuvor Verborgenes plötzlich sichtbar – und bringt unsere Kreativität auf Touren.